Dorfentwicklung

Dorfentwicklung

Das Amtsblatt der Königlich-Preußischen Regierung zu Trier berichtet im Jahre 1824 unter Nr. 241: „Bei der am 17. September d. J. abends zu Obersalbach, im Kreis Saarbrücken, ausgebrochenen Feuersbrunst haben sich Johann Lösch von Reißweiler, Matz Zapp von Obersalbach, Nicolaus Groß, Schullehrer von Reißweiler, die Ackerer Marcus, Johannes und Michael Schäffer von Curhoff und Jacob Altmeyer von Obersalbach, auch die Herren Pastoren von Reißweiler und Heußweiler durch thätige und unerschrockene Hülfsleistung rühmlich ausgezeichnet, und zur Löschung des Brandes wesentlich beigetragen. Wir bringen das lobenswerthe, nachahmungswürdige Benehmen dieser Individuen zur allgemeinen Kenntniß. Trier den 05. November 1824 Königl. Regierung“ Ein frühes Dokument über Gemeinschaftssinn und beispielhaft für die Grundhaltung der Einwohner in unserem Dorf. Zu dieser Zeit waren die meisten Dächer noch mit Stroh gedeckt, es gab keine befestigten Straßen und von Wasserver- und -entsorgung konnte noch lange keine Rede sein, Obersalbach-Kurhof war ein reines Bauerndorf. Obwohl Mitte des 19. Jahrhunderts die industrielle Entwicklung einen Strukturwandel brachte, blieb der Charakter eines Bauerndorfes erhalten: ausgedehnte Weideflächen mit zahlreichen Viehherden, sehr ertragreiche Getreide- und Maisfelder, mustergültig gepflegte alte Bauernhäuser meist im Stil der lothr. Einhäuser, Eigeninitiative und Selbsthilfe im Vordergrund.
1843 Preußische Landvermesser zählen bei der neuen Bannvermessung in Obersalbach 29 Häuser und in Kurhof 6 Häuser.
1868 Die vorwiegend kath. Einwohner erbauen in Obersalbach in Gemeinschaftsarbeit ein Schulhaus mit Saal. Der Schulsaal dient auch als Kapelle für Gottesdienste.
1938 Die Gemeinde Salbach baut in Kurhof eine neue vierklassige Grundschule. Die alte Schule wird nur noch zu Gottesdiensten genutzt.
1958 In Gemeinschaftsarbeit reißt die Be-völkerung die baufällig gewordene Schul-kapelle ab und baut eine neue Dorfkirche.
1960 In eigener Regie wird in Obersalbach nach Plänen des Gartenbauarchitekten Krass erstmals ein Friedhof angelegt. Nun können endlich die Verstorbenen des Dorfes in heimischer Erde bestattet werden. Besonderheit: Es gibt nur Holzkreuze und keine Familiengräber. Beginn der Gemeinschaftsarbeiten zur Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“.

1966 Beginn der Gemeinschaftsarbeiten zur Herrichtung des „Naherholungsgebietes Kallenborn“.
1970 Ausbau der Räume unter der Kirche für gemeinschaftliche Zwecke.
1973 Das Naherholungsgebiet “Kallenborn” wird seiner Bestimmung übergeben.
1974 Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform verliert Obersalbach-Kurhof seine Selbständigkeit.
Durch ein besonders reges Vereinsleben und ausgezeichneten Gemeinschaftssinn aller Bürger bleibt eine gewisse Eigenständigkeit der Dorfgemeinschaft erhalten. Die Bürger werden somit in die Mitverantwortung einbezogen und ihnen ein Raum zur Mitbestimmung über ihre Lebenswelt gesichert. Dies bestätigt sich bereits im gleichen Jahr beim Bau des Sportgeländes mit Umkleidegebäude und Trainingsbeleuchtung im Weiherwald, das nur aufgrund der Initiative und Selbsthilfe in der Dorfgemeinschaft realisiert werden kann.
1979 Beginn der Abbaueinwirkungen des Bergwerks Ensdorf. Im Bereich des Naherholungsgebietes entsteht in Zusammenarbeit aller Ortsvereine ein attraktiver Abenteuerspielplatz.
1983 Im Naherholungsgebiet wird das Haus Kallenborn seiner Bestimmung übergeben.
1984 In reiner Eigenleistung baut der 1983 gegründete Tennisclub die Tennisanlage im Sportgelände.
1988 Bau des Dorfgemeinschaftshauses mit Feuerwehrhaus in Gemeinschaftsarbeit der Dorfbewohner.
1992 Bau der Leichenhalle am Friedhof, wozu die Dorfgemeinschaft einen erheblichen finanziellen Zuschuss leistet.
1998 Der im ganzen Land diskutierte Bau der neuen Filialkirche in Obersalbach mit der Glaskunst des weltweit bekannten englischen „Lichtarchitekten“ Brian Clarke ist der vorläufige Endpunkt in der Dorfentwicklung. Zu keiner Zeit hat die „Außenwelt“ mehr Anteil am Geschehen in unserem Dorf genommen als bei der Planung und dem Bau dieser Kirche, die als Ersatz für die erst vierzig Jahre alte, total geschädigte „alte“ Kirche unter großer Anteilnahme feierlich geweiht wurde.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Bürgerschaft und Gemeinde sich der besonderen Strukturprobleme des Dorfes mit seinem bäuerlichen Charakter immer bewusst waren und sind. Gerade deshalb sind die bisherigen und künftigenBemühungen zur Neuordnung des ländlichen Raumes, Flächennutzungsplan – Flurbereinigung – Bebauungsplan, zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung der ländlichen Umwelt, Aufpflanzung standortgerechter Bäume und Sträucher – Schonung vorhandener Bäume und Sträucher – Bauern und Jagdgenossen sind die besten Landschaftspfleger – zur Verbesserung der Lebensbedingungen im örtlichen Umfeld, Erhaltung und Pflege der kulturhistorisch wertvollen alten Bausubstanz – Pflege der Wohnhäuser, Vorgärten und Nutzgärten – Angebot von Gemeinschafts-, Versorgungs- und Erschließungseinrichtungen – zur Gestaltung und Pflege von Erholungs- und Freizeiträumen, Naherholungsgebiet Kallenborn – Waldspielplatz – Grünanlagen und Blumenrabatten – Lehrgarten – Aussichtspunkte – Balkon- und Fensterschmuck auch im Hinblick auf die Abbaueinwirkungen des Bergbaues von besonderer Qualität und Intensität. Aufgrund dieser Feststellungen und in Anbetracht der heute geltenden gesellschaftlichen Normen ist gerade ein Dorf wie Obersalbach-Kurhof besonders prädestiniert, den vom beruflichen Wettkampf Gezeichneten und von Umweltschäden Bedrohten eine Heimstatt anzubieten, die sie von ihren Sorgen und Nöten befreien kann und im wahrsten Sinne ablenkt auf andere Lebensformen. Und wo liegt für uns Menschen eine größere Zukunft, als in einem von Gemeinschaftssinn geprägten Umfeld, in dem Miteinander und gegenseitige Rücksichtnahme keine Fremdwörter sind.