Ändern statt aufgeben in Obersalbach
SZ vom 10. September 2015
Männergesangverein wandelt sich zum Förderverein für Dorfleben und Kultur – Am Freitag Folkrock-Konzert
Was machen, wenn ein Gesangverein nicht mehr genügend Nachwuchs findet? Viele Vereine lösen sich auf. Der Männergesangverein Obersalbach geht einen anderen Weg: Die Rauen Kehlen verstummen zwar, der Verein bleibt aber aktiv und fördert jetzt als Verein für Kultur und Brauchtumspflege Dorfleben. Am 11. September veranstaltet er ein Konzert.
Von SZ-Redakteur
Peter Wilhelm
Obersalbach. Zahlreiche Gesangvereine haben sich in den vergangenen Jahren aufgelöst. Das Problem war immer das Gleiche: Den Vereinen fehlte es an jungen Sängern, die Chöre wurden zu alt. Auch den Rauen Kehlen aus Obersalbach ging es so. „Wir hatten zuletzt noch 26 aktive Sänger, das Durchschnittsalter lag bei 72 Jahren“, sagt Ernst Kirsch, der Vorsitzende des Vereins. „2013 war beim Open-Air-Liederabend unser letzter großer Auftritt. Wir hatten uns immer vorgenommen, aufzuhören, so lange die Leute noch sagen: ,Es ist schade, dass es vorbei ist‘. Aber irgendwann ist halt der Punkt erreicht, wo die Stimmen nicht mehr da sind.“
Doch statt den Verein einfach aufzulösen, ging der Männergesangverein einen anderen Weg. „Der MGV Laetitia war seit seiner Gründung 1921 neben dem Kirchenchor der Kulturverein in Obersalbach. Nachdem wir den Gesang wegen der Überalterung eingestellt haben, wollen wir aber dennoch weiter die Kultur in Obersalbach fördern“, sagt Horst Klasen. „Deshalb haben wir den Gesangverein in ‚Verein für Kultur und Brauchtum in Obersalbach‘ umbenannt.“
Klasen war 2002 Mitinitiator, als die Rauen Kehlen nach einer langen Pause wiederbelebt wurden. Und er war jetzt einer der Wegbereiter für die Umwandlung des Vereins. Die Idee dahinter: Den Verein fit für die Zukunft machen und auf breitere Füße stellen. Leute ansprechen, die mit dem klassischen Chorgesang nicht zu erreichen sind. „Kultur ist eine Sache, die jeden angeht. Und deshalb hoffen und bitten wir, dass sich möglichst viele Einwohner von Obersalbach und darüber hinaus dem Verein anschließen.“
Die Vereinsmitglieder zu überzeugen, war nicht ganz einfach, räumt Kirsch ein. „Es ist aber auf jeden Fall der bessere Weg. Und auch wenn es am Anfang schwierig war, mittlerweile wird die Umwandlung von allen sehr positiv gesehen.“ Auf mehr als 60 Mitglieder ist der Verein schon angewachsen.
Wenn man so will: Statt selbst zu singen, lässt der Verein jetzt vor allem singen. Drei Veranstaltungen im Jahr stehen auf dem Terminkalender. So will der Verein gemeinsam mit den Tennisfreunden den Fortbestand des Obersalbacher Weinfestes sichern, das zuvor von den Rauen Kehlen mitveranstaltet wurde. „Zudem soll es pro Jahr noch zwei Kultur-Veranstaltungen geben – eine im Sommer und eine im Winter“, sagt Klasen.
Die Premieren-Veranstaltung ist jetzt am Freitrag, 11. September, ein Konzertabend mit der Obersalbacher Band „Jack in the Green“ auf dem Festplatz, die zweite Veranstaltung am 15. November ein Konzertabend in der Kirche mit den Stipendiaten 2015 des Richard-Wagner-Verbandes, den der Verein zusammen mit der „Aktion Kultur Heusweiler“ auf die Beine stellt. Bei beiden Veranstaltungen ist der Eintritt frei – am Ende gibt es eine Hutsammlung. „Wir wollen Künstlern aus der Region eine Bühne bieten“, sagt Klasen auch.
Für die Vereinsmitglieder wird einmal im Monat – an jedem dritten Donnerstag – im Kallenborn ein Stammtisch angeboten. Dabei sind auch Vorträge und Info-Veranstaltungen geplant. „Aber es geht auch darum, einfach mal ein bisschen zu reden“, sagt Klasen. Und gesungen wird dann – falls gewünscht – auch vielleicht mal.